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Regionenbeschrieb Bezirk March  -  Butzis der March

 

In keiner Region der Schweiz ist das Maskenbrauchtum so vielfältig und verbreitet wie im schwyzerischen Gebiet der March. In allen Märchler Gemeinden lebt das bunte Narrentreiben. Ein Merkmal der ganzen Usserschwyzer Fasnacht ist der frühe Beginn am Dreikönigstag (6. Januar). Die fünfte Jahreszeit wird mit dem Einschellen offiziell eröffnet. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Haupttage im Februar oder erst im März anstehen.

In allen Dörfern im Bezirk March künden nach dem Eindunkeln die Einscheller lautstark den Auftakt zur närrischen Zeit an. Kaum ist in den katholischen Kirchen der letzte Weihnachtsgottesdienst beendet, erlöschen entlang der Strassen die Weihnachtsbeleuchtungen, um im nächsten Moment von den Narren in Beschlag genommen zu werden. In langen Reihen marschieren die mit weissen Hirtenhemden bekleideten Knaben und Männer durch das Zentrum der Dörfer, schwingen ihre Treicheln und Glocken und machen den Weg frei für die nachfolgenden Maskenvereine. An vorderster Front laufen Burschen, die mit Geisseln knallen und die Zuschauer zurücktreten lassen.

Einschellergruppen: Einscheller Altendorf, Narrhalla Reichenburg, Einschellervereinigung der March, Einschellerverein Wangen, Einschellerverein Galgenen

Im Mittelpunkt des fasnächtlichen Treibens steht der Rölli. Schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts belebt diese Figur die Strassen von Siebnen, Lachen, Altendorf, Reichenburg, Wangen und anderen Dörfern mit dem traditionsreichen Treiben. Der Märchler Rölli trat erstmals in der Zeit zwischen 1840 und 1875 auf. Blätzlikleid, Besen und Geschell gehörten schon immer zu den Merkmalen der Rölli. Die Hölzerne Larve mit ihrer breitovalen Form und dem warmen, in Ocker-Zinnober-Ton gehaltenen Oelanstrich, mit geschwungenen Stirnfurchen, die aufgemalte Brille als modische Attribut, der seitlich nach unten gezogenen oder wellenförmig nach oben gezwirbelten Schnauz, der leicht geöffnete mit sichtbaren und regelmässigen Zahnreihen geschmückte Mund sowie das Grübchen auf dem rundlichen Kinn, wirken ruhig. Zur Glattlarve gehört der Chutz, eine kapuzen-ähnlichen Kopfbedeckung. Als Narrenkleid trägt der Usserschwyzer Rölli Jacke und Hose, darüber den mit Pferdeglöcklein besetzten, horizontal über den Lenden betragenen Rollengurt (Geschell/Geröll), von dem der Name Rölli stammt. Er trägt weisse Handschuhe und dazu ein Stielbürste. Solche Bürsten trugen die "vermasgierten" Laufnarren schon 1775 in der Schwyzer March.

Rölligruppen: Rölli-Club Altendorf, Narrhalla Lachen, Rölli-Zunft Siebnen, Rölligruppe Wangen, Narrhalla Reichenburg

Seit etwa 1960 sind aber auch neue lokale Hexentypen und Maskengestalten entstanden, die sich erfolgreich ins Narrentreiben der March einfügten. Die Narrencliquen stehen in schönster Blüte, denn nicht weniger als 30 Hexentypen und Maskengestalten sorgen an den Fasnachtstagen in der March für farbenfrohe Bilder. Die eigenartigen Namen der Gruppen beruhen meistens auf Sagen und Geschichten der Usserschwyzer-Ortschaften. Die Gruppen verbergen sich entweder hinter einer lieblichen Maske, die niemandem Angst einflösst oder überragen mit ihren grossen Hörnern, die doch ab und zu ein wenig Furcht bei den Zuschauern auslösen. Die bunten Kostüme bestehend aus farbigen Röcken oder Hosen mit Jacken und Umhängen sowie mit Besen, Körbe oder Schirme vervollständigen die Ausrüstung der Narren.

Hexengruppen: Schlipfloch-Clique Altendorf, Lochstein-Hexen Buttikon, Rufiwaldhexen Buttikon, Amali-Zunft Galgenen, Risletä-Häx Galgenen, Märchler Grübler-Häxen, Schwäfälhäxe Reichenburg, Dürrbachhexen Schübelbach, Stockberghexen Siebnen, Waldhexen Siebnen, Moor-Hexen Tuggen, Aubrig-Häxä Vorderthal, Edelwiis-Häxä March

Andere Maskengestalten: Alte Dorfjumpfere Altendorf, Wöschwyber Lachen, Wald-Koboldä March, Hore-Butzi Lachen, Lachner Zigerchrütler, Seniili Bettflucht Clique Lachen, Fasnachtsgesellschaft Nuolen, Chälewaldtüfel Schübelbach, Märtfraueli Siebnen, Rätschwyber Siebnen, Narro Clowns Wangen, Ryffe-Lüt Wangen.

Bei den Märchler Guggenmusiken handelt es sich um starke rythmische Blasmusiken die gekonnt Melodien jeglicher Art herspielen. Dabei wird sie von einer ebenfalls sehr guten Rhythmussektion dominiert und vorangetrieben. So entsteht eine wilde, mitreissende Musik, gut tanzbar und hervorragend geeignet für spontane Platz- und Strassenkonzerte während der Fasnachtstage. Die Gugger sind zudem alle verkleidet und maskiert. Die Guggenmusiken reissen die Zuschauer mit ihren kakophonischen Klängen auf die Bänke und krönen mit lautem Schall manches Fest zum Ball der Nächte.

Guggenmusiken: Lochstei Musig Buttikon, GM Echo vom Hirschloch, GM Ritschbörg-Schränzer Reichenburg, GM Toschtelfäger Schübelbach, GM Echo vom Grundgässli Siebnen, GM Stockbergschränzer Siebnen, GM Los Chaos Vorderthal, GM Chiesgruebe-Echo Wangen.

Schnitzelbänke werden in vielen Usserschwyzer Ortschaften verfasst und von Einzelpersonen oder kleinen Gruppen an speziellen Abenden während der Fasnachtszeit vorgetragen. Oft wird das vorgetragene mit einem oder wenigen Musikinstrumenten begleitet, und meistens zeigen die Schnitzelbänkler vor und zu den einzelnen Versen dazugehörige Plakate bzw. Zeichnungen, die ins Thema des Verses einführen, die Pointe aber nicht vorwegnehmen. Des Weiteren werden bereits seit vielen Jahren Fasnchatszeitungen in vielen Ortschaften herausgegeben. In diesen Blättenr werden allerlei Geheimnisse aus der Sparte Pleiten-Pech-und-Pannen ans Tageslicht gebracht. 

Schnitzelbänkler: Schnitzelbänggler Altendorf

Für lange Nächte braucht man "Boden"! Deshalb darfs während der Fasnacht etwas Nahrhaftes sein - die Fastenzeit kommt ja so sicher wie der Kater am nächsten Tag. Die Palette an Fasnachtsgebäck in der Usserschwyz ist sehr reichhaltig. Neben bekannten Gebäcken wie Zigerkrapfen, Schenkeli, Eierringli (Ring aus Zopfteig), Bohnen (Kugel aus Schenkelteig) gibt es auch eher unbekannte lokale Spezialitäten wie z.B. "Zigerbrötli". Ein Schnaps nur für die Fasnacht! zum Butzne und Böögen gehört ein rechter Schluck "Rosouli" (rotbrauner Likör) dazu. Wie der Rosouli zu seinem Namen kam und wie er in die Usserschwyz gelangte, darüber gibt es keine gesicherte Angaben. Vermutlich gelangte der Rosouli im 18. Jahrhundert von Italien her in den Kanton Schwyz. Traditionsgemäss wird der Rosouli weder verkauft noch ausserhalb der Fasnachtszeit ausgeschenkt - zumindest nicht bei den Fasnachtsgruppen! Die Rezepte für den berühmten Rosouli, wie die Märchler sagen, lassen sich in der Usserschwyz nirgendwo entlocken. Jeder "Brauer" hat sein eigenes Rezept!

Unter der Dachorganisation Narrensymposium der Märchler Fasnachtsgesellschaften schlossen sich ca. 40 Fasnachtsgesellschaften der March zusammen. Zu den grossen Werten des Narrensymposiums zählen die Gestaltung der Fasnacht, die Überlieferung von alten Traditionen sowie die Fröhlichkeit und die Geselligkeit unter den Gesellschaften. Zudem sind wir stolz, die Vielfalt der Fasnacht aufrecht zu erhalten, das Brauchtum zu fördern und an unsere Jugend weiterzugeben. Die Dachorganisation bezweckt zudem, die Koordination innerhalb der angeschlossenen Mitglieder zu begünstigen, Datenkollisionen zu vermeiden und einen gemeinsamen Fasnachtsterminplan aufzustellen. Bekanntgemachte Daten sind von anderen Gesellschaften bei ihrer Terminplanung zu berücksichtigen und nicht zu konkurrenzieren.

Die Sammlung der Rölli-Holzmasken im Marchmuseum im Rempen (Wägital) ist europäisch einzigartig. Anhand der ausgestellten Masken und Kostüme wird die Entstehungsgeschichte eines lokalspezifischen Maskentypus aufgezeichnet. Wofür hat der Rölli seinen Besen und bei welchem Rölli zeit der Bart nach unten bei welchem nach oben? Die Antworten dazu findet man im Marchmuseum.

Im Narrenmuseum an der Rebstockstrasse 6 in Pfäffikon SZ hat der Holzbildhauer Markus Kläger das erste Narrenmuseum der Schweiz eröffnet. Hier erlebt der Besucher auf zwei Stockwerken eindrucksvoll die Usserschwyzer Fasnacht und ihre Geschichte. Über 70 Fasnachtsfiguren sind in Lebensgrösse zu sehen. Des Weiteren erfährt man so manches über die Narrenkleidung, närrische Utensilien und die Entstehung der wertvollen Holzmasken.